Häuser und Häute

CLAUDIA-MARIA LUENIG      

ANNELIESE SCHRENK

„Das An-und Ablegen des Kleides wird durch den Begriff des “leiblichen Gewandes”  visuell analysiert. In den gestickten Zeichnungen “absence” werden Schnittmuster aus den 50-iger Jahren mit einem Abbild einer “leiblichen” Skulptur, einem gehäkelten, überdimensionierten Kleid, in das ich mich gezwängt hatte, überlagert. Diese Überlagerung schafft einen neuen Raum, einen Zwischenzustand der wiederum eine leibliche Form produziert“. (Luenig)

Die Objekte, auch Leibhäuser genannt, präsentieren den oben erwähnten Zwischenzustand in 3- dimensionaler Form. Sie demonstrieren einen langsamen Übergang vom Körper zum Haus, zum Haus des Leibes, als Grenzmarkierung zwischen Intimität und Öffentlichkeit. In den Leibhäusern wird die Haut zu einer Wand, einer undurchlässigen Grenze zwischen dem Ich und der Welt draussen.

“Die Haut markiert eben nicht nur eine tatsächliche, sondern auch eine symbolische hochbesetzte Grenze, die kulturellen und historischen Wandlungen unterworfen ist.” (1)Claudia Benthien, Haut- Literaturgeschichte, Körperbilder, Grenzdiskurse, Rowohlt, 2001

Die Künstlerin arbeitet dabei mit traditionellen Techniken des Handwerks und sucht gleichzeitig die Auseinandersetzung mit widerständigen Materialien. Diese entsprechen ihrem analytisch- technischen und konzeptuellen Ansatz. So sind ihre Objekte u.a. aus Silikonfäden, Elektrokabeln oder Kupferdraht gearbeitet. Nicht nur das Arbeiten mit dem Material erfordert einen großen körperlichen Einsatz, auch wenn sie mit den Kleidungsstücken performativ vor der Kamera agiert, wird sie buchstäblich von der Last der ,zweiten Haut‘ erdrückt, derer sie sich nur allzu gerne wieder entledigt.” (Silvie Aigner)