romANTIsch?

Unsere technisierte Gesellschaft braucht Romantik!

In einer Zeit des Materialismus und der Gewinnmaximierung kann eine romantische Position als Antipode zum allgemein herrschenden Glauben an permanentes Wachstum und Profitgier verstanden werden. romANTIsch? thematisiert die Ambivalenz zwischen ersehntem Vertrauen in Gefühl und Intuition einerseits und deren kritischer Hinterfragung andererseits. Der Spannungsbogen zwischen technik-fixierter Gegenwart und dem Blick zurück in die Ära einer mit allen Sinnen fühlenden Romantik wird ausgelotet.

Die Kunst erfordert, heute mehr denn je, das Eintauchen in eine andere Welt, eine Welt, in der es um Hingabe und Selbstvergessenheit geht, um einen anderen Umgang mit der Zeit, um Haltungen also, die quer stehen zu den Geboten der Nützlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Berechenbarkeit, Bequemlichkeit und Egomanie, zu der wir ansonsten angehalten sind.

Die Künstler, Dichter und Philosophen der historischen Romantik gelten als Repräsentanten der mitteleuropäischen kulturellen Werte des 19. Jahrhunderts. Seit dem Beginn der Moderne haftet dem Romantischen allerdings das Stigma des Sentimentalen, Rückwärtsgewandten und Irrationalen an. Den „großen Gefühlen“ der Romantiker wird mit einer ebenso großen Skepsis begegnet, ihre Werke werden in gefährlicher Nähe zum Kitsch verortet. Aber wird diese abwehrende Haltung dem Anliegen der Romantik gerecht?

Die generationenübergreifenden Traumatisierungen durch die Ereignisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben ein tiefes Misstrauen gegenüber den Gefühlen und der Intuition hervorgebracht. Aus der Perspektive der Moderne gilt das  Romantische als reaktionär und antimodernistisch.

Die Romantiker von heute leiden an den Widersprüchen der Gegenwart, sind aber gleichzeitig getragen von einer Hoffnung auf eine bessere und vielfältigere Welt. Sie glauben an einen befruchtenden Austausch der Kulturen und Religionen und ziehen diese Vielfalt als Inspirationsquelle heran. Der Blick in die Ferne, die Begegnung mit dem Fremden, wird zur Selbstbegegnung.

Der romantische Geist ist universell. Er liebt die Überraschungen im Alltäglichen, die Extreme, den Traum, das Unbewusste, den Wahnsinn, die Labyrinthe der Reflexion.  Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung haben jeder für sich einen sehr individuellen Zugang zur Idee des Romantischen gefunden und dabei gänzlich unterschiedliche Formensprachen entwickelt.

Die Ausstellung romANTIsch? wurde unter dem Motto „widerständig“ für das Künstlerhaus Wien konzipiert. (Text: Stella Bach)

Künstlerinnen und Künstler:
Stella Bach, Sophie Dvořák, Sibylle Gieselmann, Simon Goritschnig, Gerald Holzer, Ulrike Königshofer, Mathias Lautner, Gert Linke, Claudia-Maria Luenig, Nemanja Nikolic, Helmut Pokornig, Karin Pliem, Kurt Straznicky

Kuratorinnen:
Stella Bach, Claudia-Maria Luenig